Brillanter Hörgenuss mit zwei Meisterwerken
Die Musikgemeinde Osterode hatte zum Oratorienkonzert in die St. Jacobikirche eingeladen
Brillant, intensiv, hochkarätig. Mit diesen Worten lässt sich das jüngste Konzert der Musikgemeinde Osterode in Kooperation mit der Kirchengemeinde St. Jacobi bezeichnen. Unter der Gesamtleitung von Jörg Ehrenfeuchter präsentierte am Sonntag das Sinfonieorchester Camerata Allegra (Konzertmeisterin Claudia Randt), die Chöre der Musikgemeinde Osterode, der Herberger Kantorei und der Jugendchor Herzberg/Osterode zwei herausragende Stücke von Felix Mendelssohn Bartholdy. Die Mitwirkenden Solisten waren Johanna Winkel (Sopran I), Katharina Heiligtag (Sopran II), Johannes Gaubitz (Tenor), Johannes Hill (Bariton) und Manfred Bittner (Bass).
Aus: HarzKurier, Tageszeitung im Landkreis Göttingen, Ausgabe vom 14.07.2022; Text und Foto: Herma Niemann
Sommernachtstraum
"Ein Sommernachtstraum", so hieß das erste Werk des Abends, das als konzertante Aufführung dargeboten wurde, welches Mendelssohn in Anlehnung an das Märchenspiel von William Shakespeare komponiert hat.
Die Komödie Shakespeares spielt im antiken Athen und in einem an die Stadt angrenzenden verzauberten Wald. Es umfasst die erzählte Zeit von drei Tagen und Nächten und handelt von den Umständen der Hochzeit eines Herrscherpaares. In dem Stück sind vier Handlungen miteinander verflochten. Die Rahmenhandlung bildet die Hochzeitvorbereitung von Theseus und Hippolyta am Hof von Athen. Damit verbunden sind die Erlebnisse der Handwerker, die für die Feierlichkeit des Fürsten im angrenzenden Wald von Athen ein Theaterstück proben.
Gleich zu Beginn wird der Konflikt um die Heirat zweier aristokratischer Paare eingeführt. Im Wald von Athen treffen die beiden Paare und die Handwerker auf Feen und Elfen und werden in die Auswirkungen eines Ehestreites des Elfenpaares Oberon und Titania hineingezogen. Diese Handlungsstränge finden sich in der konzertanten Fassung von Bartholdy wieder, und zwar in einer Form, in der auch die Geschichte vor dem geistigen Auge entstehen kann. Als beondere Stimmungsbilder fungieren hier besonders Scherzo, Intermezzo, der Rüpeltanz und natürlich der opulente und bekannte Hochzeitsmarsch, der sich geradezu prachtvoll und erhebend in der St. Jacobikirche breit machte.
Es war dem Publikum förmlich anzumerken, dass es ihnen vor Begeisterung unter den Nägeln brannte, nach jedem gespielten Satz zu applaudieren, angesichts der großartigen und mitreißenden Musik. Aber normalerweise gibt es den Applaus erst am Ende. Hier zeigte sich jedoch ein kleiner Ausreißer, denn einige der Gäste ließen es sich nicht nehmen, nach der mitreißenden Präsentation des Hochzeitsmarsches Beifall für die ausführenden Künstler zu klatschen.
Das Leitmotiv im "Sommernachtstraum" sind die Bläser der Ouvertüre, die sich auch in den Elfen- und Rüpelszenen wiederfinden. Mendelssohn ging es darum, die besondere Stimmung des Lustspiels wiederzugeben, nämlich, die Kontraste zwischen höfischem Festtagsglanz, Liebesleidenschaft und Derbheit zu zeigen. Das ist ihm und den Mitwirkenden Künstlern gelungen.
Erste Walpurgisnacht
Anschließend wurde "Die erste Walpurgisnacht" dargeboten. Diese von Goethe verfasste mystische Ballade über den Walpurgiskult verwandelte Mendelssohn in eine spannungsgeladene Kantate, in der ein gallischer Volksstamm (von Christen verfolgt) in nächtlicher Heimlichkeit das traditionelle Frühlingsfest begehen will. Mendelssohn beschreibt dabei eindrucksvoll den Übergang vom harten Winter zum Frühling, mit den ersten zarten Fühlingsboten in der Ouvertüre.
Das Fest wird vorbereitet und hier bei der Aufführung durch den Einsatz der Solisten und der Chöre verdeutlicht. Die Situation steigert sich, sodass dem Spuk der Hexen und Teufel bald nichts mehr im Wege steht.
Die Dramatik des Konfliktes zwischen Heiden und Christen war in der Aufführung nicht zu überhoren. Hier kam es auf Stimmstärke, Leidenschaft und den Einklang der Musiker an.
Ein großartiker Konzertabend, bei dem alle beteiligten Künstler brillierten und an den man sich noch lange erinnern wird.