Page Woodworth und Matthias Krohn gastierten als „Orbis Duo“ in der St. Jacobi Schlosskirche und sorgten für einen einmaligen Konzertgenuss.
Der Titel des Konzerts „TagTraumTanz - Ein musikalisches Erlebnis in Bausch und Bogen“ am vergangenen Samstag in der St. Jacobi Schlosskirche hatte nicht zu viel versprochen. Ganz im Gegenteil erlebten die Zuschauer, die diesmal in einer Runde um die Protagonisten sitzen durften, ein beeindruckendes Konzert, das unter die Haut ging.
Auf Einladung der Musikgemeinde Osterode gastierte das „Orbis Duo“ aus Lübeck in Osterode. Mit rund 100 Gästen war es ein sehr persönliches Konzert, aber auch deswegen, weil die beiden Musiker Page Woodworth (Violine) und Matthias Krohn (Marimba und Percussion), es mit ihrer sympathischen und persönlichen Art dazu machten. Die beiden eröffneten das Konzert mit einer Etude von Clair Omar Musser. Das Stück, das wie ein schwungvoller Wirbelwind vielleicht auch viel zu schnell wieder zu Ende ging, erwies sich als perfekter Einstieg. Weiter ging es Englischen Traditionals, wie „Parson´s Farewell/Pool´s Hole“. Hier machte sich sofort bei den ersten Tönen wohlige Gänsehaut breit. Die zarte Violine lud zu einem Spaziergang auf einer Wiese, wobei die Marimba die leichte Strömung eines Flusses vertonte.
Sehnsuchtsvolle Klänge ertönten bei dem Stück „Greenleeves ans Pudding Pies“.
Aus: HarzKurier, Tageszeitung im Landkreis Göttingen, Ausgabe vom 07.02.2023; Text und Foto: Herma Niemann
Verbindung zum Harz
Dass die beiden Musiker auch eine Verbindung zum Harz haben, zeigte sich mit dem nächsten Stück. „Der Hahn im Klee“ ist eine Eigenkomposition von Krohn, die eigentlich im Jahr 2020 in Hahnenklee aufgeführt werden sollte. Wie Woodworth dazu erklärte, sollte das Stück etwas Fröhliches und Jubelndes verkörpern. „Beim Komponieren hörte ich, dass es sehr lebendig wurde ... und sich irgendwie wie ein Hahn anhörte“, so Woodworth mit ihrem sympathischen englischen Akzent. Dann sei Corona gekommen. „Wir gingen also in den Lockdown mit einem halbfertigen Hahn“. Die Komposition wurde dann aber doch fertiggestellt. Das Stück besticht durch seine schwungvolle, fröhliche Art, die mit dem Auftritt des Hahns gleichgesetzt wird, im Zwischenteil wandelt es sich auf eine innige, fast melancholische Art, bis dann schlussendlich der Hahn zurückkehrt.
Was dann folgte, sei ein Kontrastprogramm, erklärte Krohn, nämlich mit dem Stück von Keiko Abe „Michi“, auf Deutsch „Wege“. Das Werk stamme von der japanischen Marimba-Virtuosin und beschreibt anschaulich die unterschiedlichen Wege, die Menschen gehen müssen. Das Stück kommt nachdenklich daher, mit kleinen Ansätzen von Dramatik, aber auch wiederum mit fröhlich tänzelnden Klängen, was die Höhen und Tiefen im Leben sehr gut beschrieb.
Nach einer weiteren träumerischen Etude von Paul Schmadbeck präsentierten die beiden Irische Traditionals, zum dahinschmelzen schön, aber teilweise auch sehr berührend. Denn bei dem Werk „Danny Boy“ blieben bestimmt nur wenige Augen trocken. Danny Boy ist ein Lied des englischen Anwalts und Lieddichters Frederic Weatherly. Weatherly schrieb den Liedtext 1910 zunächst für eine andere Melodie, ersetzte diese aber wenig später durch die alte irische Volksweise „A Londonderry Air“, zu der das Lied dann bekannt wurde. Die Ballade, in der es um den Abschied von einem geliebten Menschen und dessen Wiederkehr geht, ist vor allem im angelsächsischen Sprachraum und unter der irischen Diaspora sehr bekannt, wo es als inoffizielle Hymne der Iren verstanden wird. „Es ist eins der schönsten Liebeslieder, das je geschrieben wurde“, so Woodworth.
Unterhaltsame Choreografie
Neben der Marimba kamen auch Percussions, wie die sogenannte mexikanische „Gurke“ und ein Cajon zum Einsatz. Und bei dem Stück „Napoleon crossing the Alpes/The Pullet“ ließen die beiden es sich nicht nehmen, auch noch eine unterhaltsame Choreografie zum schmunzeln zu präsentieren. Berauschend im wahrsten Sinne des Wortes ging es zu bei dem Stück „Star of the County Down“, bei dem die „Ocean Drum“ zum Einsatz kam. Viel Applaus und Bravorufe waren der Dank eines begeisterten Publikums, das im Anschluss noch die Gelegenheit hatte, mit den beiden Musikern über ihre Instrumente zu sprechen.
Die erste Vorsitzende der Musikgemeinde, Claudia Leonhardt, dankte dem Duo, dass sie sich auf den Weg nach Osterode gemacht hatten. „Ich persönlich finde, dass man den warmen Klang der Marimba viel zu wenig höre“, so Leonhardt. Und Woodworth wiederum brachte ein großes Lob zum Ausdruck. Es habe ihr im Vorfeld sehr viel Spaß gemacht, das Konzert mit der ersten Vorsitzenden zu planen. „Es ist schön, wenn sich Ehrenamtliche für die Kultur engagieren, das gibt es noch lange nicht in jedem Land“, so Woodworth.